In der Psychologie nutzt man bereits seit langem menschliche Projektionen zur Aufdeckung, Deutung und Bewusstmachung verborgener Gedanken und Gefühle, geheimer Bedürfnisse und Phantasien sowie
unterdrückter Hoffnungen und Ängste.
Neben der Interpretation von Bildern (z.B. Rorschachtest, Häuser-Test, Stühle-Test usw.) sowie der projektiven Selbsterkennung auf Bildern durch den Klienten selbst werden in der
psychologischen und psychoanalytischen Diagnostik auch die Bilder des Klienten nach entsprechenden Mal- bzw. Zeichenaufgaben interpretiert (z.B. Baum-/Haus-Test) und auf Basis entsprechender
Erkenntnisse ausgewertet.
Da Bilder unserer Vorstellungskraft (Phantasie) oder bestimmten Denkmustern und Gefühlen entspringen, lassen sie Rückschlüsse auf unsere Persönlichkeit und unsere verdeckten Gefühle zu, ebenso auf das, was in unserem Unterbewusstsein schlummert.
Früher diente Bilder-Interpretation als diagnostisches Mittel bei psychischen Erkrankungen, später kam dann der Bezug zur Therapie hinzu. Auch der Psychiater Carl Gustav Jung interpretierte Bilder als Ausdrucksmittel für seelische Zustände und arbeitete damit wohl in seiner persönlichen Auseinandersetzung mit dem Unbewussten wie auch als therapeutisches Mittel. Siehe auch: (Traumdeutung von C.G. Jung) Einen ersten methodischen Ansatz zum Verständnis von „Bildern aus dem Unbewussten“ beschrieb 1969 Jolande Jacobi, eine Schülerin C. G. Jungs, anhand ihrer 20-jährigen Erfahrung mit spontan gemalten Bildern. Dieser Ansatz wurde u.a. von Ingrid Riedel in den 1980er Jahren und von Theodor Abt 2005 großteils bestätigt, vertieft systematischer ausgearbeitet.
Projektion bezeichnet die allgemein verbreitete Neigung, in einem äußeren Objekt (z.B. ein Bild, ein Fleck, eine Wolke, ein Gesicht oder dem Verhalten eines anderen Menschen) Dinge wahrzunehmen, die in Wirklichkeit lediglich das Produkt der eigenen Phantasie sind. Doch dieses Phantasieprodukt, das unserem Unterbewusstsein entspringt, ist sehr ernst zu nehmen. Schließlich öffnet es die Türe in das Unbewusste - und genau das steuert - wie man aus den Neurowissenschaften mittlerweile weiß - an Stelle der angenommenen Logik und Analytik maßgeblich unser Verhalten und unsere Entscheidungen.
Die psychologische Bildinterpretation setzt die Annahme der Existenz einer unbewussten Psyche voraus. Bildinterpretation oder Bilder-Deutung ist daher eine in der Analytischen Psychologie (Tiefenpsychologie) entwickelte Methode zur Interpretation (symbolischer) Bilder. Dazu zählen imaginativ gemalte Bilder oder Zeichnungen nach minimalistischer Vorgabe. Bei der Bildinterpretation werden verschiedene Aspekte des Bildes wie z. B. Farben, Formen, Motive, Proportionen, Zahlen- oder Raumverhältnisse auf ihren symbolischen Gehalt hin untersucht. Die Untersuchung erfolgt unter systematischer Berücksichtigung verschiedener Bewusstseinsfunktionen Empfindung (= Wahrnehmung), Gefühl (= Wertung), Denken (= In-Beziehung-Setzen), Intuition (= Entwicklungen erkennen) und durch Gegenüberstellung von „Hypothese“ und „Gegenhypothese“.
Rorschach-Test
Eine der bekanntesten frühen Bildinterpretationen ist der Rorschach-Test als psychodiagnostisches Testverfahren. Denn spätestens seit der Entwicklung der Psychoanalyse durch Sigmund Freud ist es das Anliegen, nicht nur ein eventuelles psychisches Problem eines Klienten zu verstehen, sondern auch seine Gesamtpersönlichkeit. Damit entstand zugleich der Begriff der Psychodiagnostik.
Mit dem Ziel, die gesamte Persönlichkeit ungefiltert und ungeschönt in der Tiefe zu erfassen, hat der Schweizer Hermann Rorschach (1884–1922) ein psychodiagnostisches Testverfahren in Kombination mit einer eigenen Persönlichkeitstheorie entwickelt, das 1921 zum ersten mal veröffentlicht wurde, bis heute verwendet wird und zu den wohl bekanntesten Tests gehört: Der legendäre Rorschachtest oder Rorschach-Test (Rorschach-Formdeuteversuch) gilt als einer der bekanntesten psychologischen Tests und findet seine Anwendung insbesondere in der Psychoanalyse.
Der Test basiert auf Wahrnehmung bzw. auf der Individualität der Wahrnehmung, folglich auf dem, wie das Beobachtete bzw. Gesehene als Reiz individuell ausgewertet und interpretiert wird. Die Entschlüsselung und Interpretation von Bildern erfolgt mit Hilfe der Vorstellungskraft (Phantasie) und auf Basis unseres Denkens bzw. der individuellen Denkprozesse in unserem Gehirn.
Thematischer Auffassungstest / Apperzeptionstest (TAT)
Neben dem Rohrschach-Test handelt es sich um den bekanntesten Projektionstest dieser Art. Beim TAT werden Bilder genutzt, die unterschiedliche Interpretationen erlauben. Diese Interpretationen spiegeln das Bewusstsein und das Unbewusste der Testperson, wobei die Bilder, Gefühle, Themen und Geschichten, die dem Betrachter in den Sinn kommen, breitgefächerte Analysen und Diagnosen zulassen.
Der Thematische Auffassungstest wurde 1935 von Henry A. Murray und Christiana D. Morgan entwickelt. Eingesetzt wird er als Persönlichkeitstest oder als Motivationstest z.B. zur Messung von Motiven. Ebenso kann er zur Erkennung tieferliegender Ängste und Störungen eingesetzt werden. Weiterentwickelt wurde der Test u.a. von McClelland (Picture-Story-Exercise PSE), Moulton (1958) und Heckhausen (1963). Bekannt wurde der TAT durch das Handbuch von Wilhelm Revers. Von Revers und Allesch wurden 1985 umfangreiche empirische Befunde und eine neue Version des TAT (TGT-(S) 1985) vorgestellt. Weiterhin wurde der operante Multi-Motiv-Test Osnabrück entwickelt. Darüber hinaus gibt es ein spezielles Testverfahren von Andreas Köhler (ib 2010).