Visualisieren bedeutet, sich etwas vorzustellen. Im therapeutischen Idealfall stellt sich der Klient mit Hilfe des Psychotherapeuten oder Coaches etwas derart real vor, dass man an die Echtheit
der Vision glaubt und die Vorstellung mit allen Sinnen fühlt.
Die Technik des Visualisierens hilft, sich Dinge, Menschen, Zustände und Gegebenheiten sowohl aus der Vergangenheit als auch für das Jetzt und/oder die Zukunft lebendig vorzustellen - und zwar
so, dass dies möglichst erlebbar wird.
Wer zum Beispiel mental in seine Vergangenheit (z.B. Kindheit) zurückgeht und bestimmte vergangene Situationen erneut erlebbar und fühlbar macht, hat bessere Chancen, dies, sich selbst und andere
im Nachhinein besser zu verstehen und wertvolle Rückschlüsse daraus zu ziehen, die zugleich helfen können, Blockaden zu lösen und innere Konflikte endlich abzuschließen.
Auch in Bezug auf das "Gesetz der Anziehung" ist die Technik des Visualisierens wichtig. Zum Beispiel, um das Gefühl des „bereits Besitzens“ zu erzeugen. Doch nicht allein das Denken reicht, sondern vielmehr das Gefühl (Erleben). Es soll kein Gefühl der Zukunft sein, sondern ein Gefühl der Gegenwart. Denn schließlich vollzieht sich die Anziehung über unsere Gedanken, die wir mit Hilfe unserer Vorstellungskraft (=Phantasie) erzeugen. Hier gilt zugleich die Regel: Positive Gedanken ziehen Positives an, während negative Gedanken Negatives anziehen. Gefühle erzeugen Gedanken - Gedanken wiederum Gefühle. Die Visualierung spielt hier eine ebenso wichtige Rolle wie der tiefe Glaube, die intuitive Reaktion auf entsprechende Impulse von außen und die Bereitschaft zur Annahme bzw. zum Empfangen des jeweils konkret Visualisierten.
Ebenso können mit der Kraft des Visualisierens auch Erwartungen in die Zukunft positiv beeinflusst werden. Denn bestimmte Erwartungen prägen die Tendenz der Wahrnehmung oder Einschätzung. So geht man z.B. auf Basis von Meinungen oder vorausgegangenen Erfahrungen mit einer bestimmten Erwartungshaltung an eine Sache oder Person heran. Einer dieser sogenannten "Erwartungsfehler", die dadurch entstehen können, ist die bekannte „Selbsterfüllende Prophezeiung“ (Self-fulfillig-prophecy / Rosenthal Effekt). Denn wird jemandem mehr oder weniger offen eine gewisse Erwartungshaltung entgegengebracht, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass dich der andere entsprechend dieser Erwartungshaltung verhält. So hat zum Beispiel ein Erzieher eine gewisse Erwartung an das Verhalten eines Kindes, an die das Kind sich mehr oder weniger anpasst. Wird z.B. ein Heimkind einmal bei einem Diebstahl ertappt, wird es bei jedem weiteren Diebstahl immer als erstes gefragt und verdächtigt. Schließlich wird das Kind irgendwann nicht mehr anders können als die Erzieher ohnehin erwarten. Es wird zu dem, was ihm unterstellt bzw. vorausgesagt wird. Durch eine positive Visualisierung kann man dies rechtzeitig ändern.
Neben vorhandenem Wissen sowie Glaubens- und Wertsysteme kontrollieren die abstrakten Gedanken einer Person auch, wie neu eintreffende Reize behandelt werden und bestimmen, was relevant ist, um überhaupt bemerkt und verarbeitet zu werden. (Top-Down-Prozess). Zudem sehen und hören nur das, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten (Bottom-Up-Prozess). Dies kann durch richtiges Visualisieren ebenso beeinflusst werden wie psychosomatische ZusammenhängeDie Stimmung als Spiegelbild des Körpers: Die Wechselwirkung von Körper und Psyche sind unumstritten. Das wurde auch in zahl-reichen wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigt. John Riskind und Carolyn Gotay bewiesen in einer experimentellen Untersuchung, das eine gekrümmte Körperhaltung, schneller zu Depression, Mutlosigkeit oder Aufgeben aktiviert. Gary Wells und Richard Petty stellten fest, dass in unserem Kulturkreis, das Kopfnicken zustimmende Gedanken erzeugt und ein Kopfschütteln ablehnende Gedanken. Jede Körperhaltung hat Einfluss auf unsere Gedanken und jeder Gedanke spiegelt sich im Körper wieder. Wichtig ist Folgendes: Die alleinige Vorstellung führt schon zu körperlichen Reaktionen: Stellen Sie sich einfach vor, wie Sie den Saft einer frisch gepressten Limonenhälfte konsumieren. Spüren Sie die Speichelreaktion in Ihrem Mund? Fakt ist: Ein Gedanke erzeugt einen körpersprachlichen Ausdruck und eine bestimmte Körperhaltung kann ein Gefühl oder einen Gedanken blockieren.
Stellen Sie sich vor, Sie erhalten eine zermürbende Botschaft: Setzen Sie sich niedergeschlagen und völlig kraftlos hin. Ihr Brustkorb ist eingefallen, die Schultern hängen nach vorne, neigen Sie Ihren Kopf zu Boden, Ihre Mimik ist vollkommen leblos. Spüren Sie schon die imaginäre Last in Ihrem Nacken? Versuchen Sie nun einen positiven Gedanken zu fassen – es funktioniert nicht. Erinnern Sie sich noch daran, als Sie das letzte Mal so richtig in Hochstimmung waren? Wie haben Sie sich zum Beispiel gefühlt als Sie frisch verliebt waren oder einen wichtigen Geschäftsabschluss erreicht haben? Sie waren voller Energie und extrem selbstbewusst. Und welche Auswirkungen hatte diese Stimmung auf Ihre Körpersprache? Bestimmt hat sich ihr Körper gestrafft und aufgerichtet. Sie sind aus sich herausgegangen und haben intensiver gestikuliert als sonst. Ihre Mimik war sicherlich strahlend und freundlich. Und so kommen Sie dann auch bei anderen an.
Unsere Gedanken haben einen starken Einfluss auf unser Erscheinungsbild. Das können wir nutzen. Je besser Ihre Stimmung ist, desto schneller erhalten Sie Zustimmung. Durch diese Zustimmung werden sie selbstbewusster. Dieses Selbstbewusstsein strahlen Sie aus. Sie wirken a) sympathischer (Sympathieeffekt), b) selbstbewusster und dadurch glaubwürdiger (Authentizitätseffekt) und c) vorteilhafter (Vorteilseffekt) als die Masse (z.B. Standard-Mitbewerber, Konkurrenten etc.) Das Zusammenspiel aus a), b) und c) führt schließlich mit zum jeweils gewünschten Ziel bzw. zum Erfolg. Wenn wir unsere Stimmung durch bestimmte Verhaltensweisen beeinflussen können, sollten wir uns diesen Effekt zunutze machen, um unser seelisches Wohlbefinden zu steigern und um negative in positive Stimmungen zu wandeln.