Die Depression (lateinisch depressio von lateinisch deprimere ‚niederdrücken‘) ist eine psychische Störung, die den affektiven Störungen zugeordnet wird.
Typische Symptome einer Depression sind gedrückte Stimmung, häufiges Grübeln, Lustlosigkeit, das Gefühl von Sinnlosigkeit oder Hoffnungslosigkeit und ein verminderter Antrieb.
Freude und Lustempfinden sowie das eigene Selbstwertgefühl und das Interesse am Leben schwinden und gehen verloren. Die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität wird durch eine Depression erheblich beeinträchtigt. Bei einer schweren Depression kann das Gefühl der Gefühllosigkeit bzw. das Gefühl anhaltender innerer Leere hinzukommen.
Schweregrad einer Depression
Zu unterscheiden sind vorübergehende depressive Verstimmungen und Trauer mit jeweils deprimierter Stimmungslage (Dysphorie) von einer anhaltenden klinischen Depression, bei welcher der depressive Zustande unverhältnismäßig lange und schwer ist - und sich der Beeinflussung des Betroffenen durch Willenskraft oder Selbstdisziplin entzieht. Der Schweregrad einer Depression wird nach ICD-10 gemäß der Anzahl der Symptome eingeteilt:
a) Leichte Depression: Zwei Hauptsymptome und zwei Zusatzsymptome
b) Mittelschwere Depression: Zwei Hauptsymptome und drei bis vier Zusatzsymptome
c) Schwere Depression: Drei Hauptsymptome und vier oder mehr Zusatzsymptome
Verbreitete Verfahren zur Einschätzung des Schweregrades einer depressiven Episode sind die Hamilton-Depressionsskala (HAMD), ein Fremdbeurteilungsverfahren, das Beck-Depressions-Inventar (BDI), ein Selbstbeurteilungsverfahren, und das Inventar depressiver Symptome (IDS), welches in einer Fremd- und einer Selbstbeurteilungsversion vorliegt.
Mögliche Symptome einer Depression:
- Interessensverlust und Freudlosigkeit / Verlust der Fähigkeit zu Freude oder Trauer
- Verlust der affektiven Resonanz / Die Stimmung des Betroffenen ist durch Zuspruch nicht aufzuhellen
- Antriebsmangel und erhöhte Ermüdbarkeit
- Antriebshemmung bis hin zur Unfähigkeit, einfachste Alltagstätigkeiten verrichten zu können
- Empfinden von Sinnlosigkeit bestimmter Tätigkeiten bis hin zum Gefühl der völlige Sinnlosigkeit ihres Lebens
- Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
- Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen (Insuffizienzgefühl)
- Schuldgefühle und Gefühle von Minderwertigkeit
- Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven
- Suizidgedanken oder -handlungen
- Schlafstörungen / Störung des chronobiologischen Rhythmus / Morgentief oder Abendtief
- Verminderter Appetit bis hin zur völligen Appetitlosigkeit
- Mangelnde Fähigkeit, emotional auf die Umwelt zu reagieren
- Interessen- oder Freudeverlust an normalerweise angenehmen Aktivitäten
- Psychomotorische Hemmung oder Agitiertheit
- Innerer Unruhe / Lautlose Panik)
- Deutliche Gewichtsabnahme
- Minderung oder Erlöschen (Libidoverlust) des sexuellen Interesses
- Ggf. Vitalstörungen und Schmerzen in ganz unterschiedlichen Körperregionen
- Erhöhte Infektionsanfälligkeit
- Sozialer Rückzug
- Verlangsamung des Denkens (Denkhemmung)
- Sinnloses Gedankenkreisen (Grübelzwang)
- Störungen des Zeit-Empfindens
- Reizbarkeit und Ängstlichkeit
- Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen
Die Symptomatik einer Depression kann sich je nach Geschlecht auf unterschiedliche Weise zeigen und unterschiedlich ausgeprägt sein. Bei den Kernsymptomen sind die Unterschiede gering. Während bei Frauen eher Phänomene wie Mutlosigkeit und Grübeln verstärkt zu beobachten sind, gibt es bei Männern deutliche Hinweise darauf, dass eine Depression sich auch in einer Tendenz zu aggressivem Verhalten niederschlagen kann. Für Kinder und Jugendliche gelten die gleichen Diagnoseschlüssel wie für Erwachsene. Allerdings können bei Kindern Schamgefühle und eine starke Verleugnungstendenz vorliegen.
Bei Kindern und Jugendlichen gibt es zwei relevante Tests: DIKJ und DTK. Für Erwachsene werden laut S3-Leitlinie für unipolare Depression folgende Fragebögen zur Diagnostik und Wirkungsprüfung empfohlen:
Fragebögen zur Selbstbeurteilung:
- PHQ-D mit dem Depressionsmodul PHQ-9
- Das Beck-Depressions-Inventar (BDI oder BDI-II)
- Die Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS)
- Geriatrische Depressionsskala (GDS)
- Fragebogen zur Depressionsdiagnostik nach DSM-IV (FDD-DSM-IV)
- Allgemeine Depressionsskala (CES-D)
Fragebögen zur Fremdbeurteilung:
- Hamilton-Depression-Rating-Skala (HDRS)
- Bech-Rafaelsen-Melancholie-Skala (BRMS)
- Montgomery–Åsberg Depression Rating Scale (MADRS)
- Inventar depressiver Symptome IDS-C, Quick Inventory of Depressive Symptomalogy – clinician rated (QIDS-C)
Diagnose / Klassifikation nach ICD-10 (online / WHO-Version 2019)
Gegenwärtig ist das Diagnose-Schema nach ICD-10 verbindlich. Die Schwere der Depression wird dort durch die Begriffe leichte, mittelgradige und schwere depressive Episode unterschieden, bei letzterer noch mit dem Zusatz mit oder ohne psychotische Symptome. Nach dem ICD-10-Diagnose-Schema wird die chronische Depression nach Schwere und Dauer eingestuft in Dysthymie oder rezidivierende (wiederholte) Depression.
Hier ist das DSM-5 genauer, da zu bestehenden chronischen depressiven Verstimmungen noch phasenweise zusätzliche Depressionen hinzukommen können. Innerhalb der DSM-5 wird dies dann „double depression“ genannt. Dort wurde jedoch auch der Ausschluss von Trauerreaktionen als Diagnosekriterium aufgehoben.
In der ICD-10 fallen Depressionen unter den Schlüssel F32.–- und werden als „depressive Episode“ bezeichnet. Im Falle sich wiederholender Depressionen werden diese unter F33.– klassifiziert, bei Wechsel zwischen manischen und depressiven Phasen unter F31.–. Die ICD-10 benennt drei typische Symptome der Depression: depressive Stimmung, Verlust von Interesse und Freude sowie eine erhöhte Ermüdbarkeit. Entsprechend dem Verlauf unterscheidet man im gegenwärtig verwendeten Klassifikationssystem ICD-10 die depressive Episode und die wiederholte (rezidivierende) depressive Störung.
Beispiele für F32 (Depressive Episode):
F32.0 Leichte depressive Episode
(Der Patient fühlt sich krank und sucht ärztliche Hilfe, kann aber trotz Leistungseinbußen seinen beruflichen und privaten Pflichten noch gerecht werden, sofern es sich um Routine handelt.)
F32.1 Mittelgradige depressive Episode
(Berufliche oder häusliche Anforderungen können nicht mehr oder – bei Tagesschwankungen – nur noch zeitweilig bewältigt werden).
F32.2 Schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome
(Der Patient bedarf ständiger Betreuung. Eine Klinik-Behandlung wird notwendig, wenn das nicht gewährleistet ist).
F32.3 Schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen
(Wie F.32.2, verbunden mit Wahngedanken, z. B. absurden Schuldgefühlen, Krankheitsbefürchtungen, Verarmungswahn u.a.)
F32.8 Sonstige depressive Episoden
F32.9 Depressive Episode, nicht näher bezeichnet
Eine Depression stellt eine wesentliche Ursache für Arbeitsunfähigkeit oder Frühverrentung dar und ist der Auslöser für rund die Hälfte der jährlichen Selbsttötungen in Deutschland. Arbeitsunfähigkeiten, stationären Behandlungen und Frühverrentungen durch Depressionen sind in Deutschland in den letzten Jahren stark angestiegen. Nach Krankenkassendaten scheinen jüngere Generationen gefährdeter zu sein, im Laufe ihres Lebens an einer psychischen Störung zu leiden.
Depressive Symptome treten auch im Rahmen anderer psychischer und körperlicher Erkrankungen auf, die von der Depression (ICD-10 F32.--) als eigenständige Erkrankung differentialdiagnostisch abzugrenzen sind:
- Dysthymie
- Schizoaffektive Störung
- Bipolare Störung
- Borderline-Persönlichkeitsstörung
- Anpassungsstörung
- Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom
- Abhängigkeitssyndrom durch psychotrope Substanzen
- Perniziöse Anämie, Vitamin-B12-Mangel
- Erkrankung der Schilddrüse
- Sonstige Anämie
- Fruktosemalabsorption