Wissen: Intelligenz

Was ist Intelligenz? Wie zeigt sich Intelligenz? Was ist Emotionale Intelligenz?
Welche Zusammenhänge bestehen zwischen "Klugheit", Wissen und Bildung

und welche zwischen Emotionaler Intelligenz und Erfolg im Leben?

Psychologisches Wissen zum Thema Intelligenz. Was sagen andere Wissenschaften zum Thema Intelligenz?

Kognitive Leistungsfähigkeit 

Intelligenz ist in der Psychologie ein Sammelbegriff für die kognitive Leistungsfähigkeit des Menschen, konkret für die  Leistungsfähigkeit des Denkens und Kombinierens.

 

Dazu zählt das Vermögen, die Welt um sich herum richtig wahrzunehmen, schnell richtige Schlussfolgerungen daraus zu ziehen, logisch und folgerichtig zu denken und das eigene Denken in zielführendes erfolgreiches Verhalten umzusetzen.

 

Intelligenz ist nicht zu verwechseln mit Wissen und Bildung: Wer viel weiß und sehr gebildet ist, ist nicht automatisch intelligent und somit in der Lage, sein Wissen und seine Bildung vernetzt, folgerichtig und zielführend umzusetzen, erst recht nicht zwingend im sozialen Kontext (soziale Intelligenz und daraus resultierendes sozialkompetentes Verhalten). (Siehe "Soziale Inkompetenz"). 

 

Hinzu kommt, dass es unterschiedliche Arten bzw. Formen der Intelligenz gibt: So bezeichnet Intelligenz zum Beispiel als jene Fähigkeit, sich schnell und flexibel auf unterschiedliche Situationen und Umstände einzustellen, etwaige Widersprüche locker (ohne inneren Ärger) zu ertragen (siehe Ambiguitätstoleranz) und individuelle Herausforderungen (Problemstellungen) einer angemessenen Lösung zuzuführen.  

 

Das Gegenteil von Intelligenz bezeichnen Menschen im allgemeinen Alltagssprachgebrauch als Dummheit. Doch wie beim Thema Intelligenz, so gibt es auch in Bezug auf den Begriff "Dummheit" viele Missverständnisse. Wer mehr dazu erfahren möchte, der besuche die entsprechende Wissens-Seite zu diesem separaten Thema:

Wissen Dummheit / Dummheit & Gesellschaft. Zurück zum Thema Intelligenz: 

 

Definitions-Diskussion 

Seit Jahrhunderten diskutieren Wissenschaftler rund um den Erdball nach einer treffenden Definition. Wer hundert Experten fragt, erhält fast ebenso viele unterschiedliche Antworten. Bis heute gibt es weder eine einheitliche Definition, noch Einigkeit darüber wie sich die Intelligenz bestimmen und die einzelnen - unterschiedlich stark ausfallenden - kognitive Fähigkeiten zu unterschieden sind.

 

Seit der griechischen Antike werden die unterschiedlichsten Auffassungen diskutiert und noch heute streiten sich die Wissenschaftler. Es gibt die unterschiedlichsten Intelligenz-Theorien und ebenso unterschiedlichste Versuche der Messbarmachung.

 

Worum geht es im Allgemeinen?

Ganz allgemein ist Intelligenz die Umschreibung für die Fähigkeit, sich möglichst schnell und flexibel in neuen Situationen durch Einsicht zurechtzufinden und Aufgaben durch Denken (und nicht durch Erfahrung) zu lösen. Es geht folglich um das schnelle Erfassen von Beziehungen und deren Kombination. Die Fähigkeit zum Wechsel der perspektivischen Blickrichtung z.B. ein neuer Blick auf ein bestehendes Problem und das schnelle Finden einer Lösung zählt dazu, jedoch ohne etwas auszuprobieren und vorher zu lernen. 

 

Intelligenz-Tests

Der pragmatischen Einfachheit halber wird gern auf eine Definition des US-amerikanischen Biochemikers und Science-Fiction-Autors Isaac Asimov zurückgegriffen: "Intelligenz ist das, was der Intelligenz-Test misst." In solchen Tests werden bestimmte Eigenschaften untersucht und als Zahlenwert dokumentiert, der sogenannte Intelligenzquotient (IQ) mit einem Durchschnitt von 100. Ein Intelligenztest dient dazu, die kognitiven Fähigkeiten eines Menschen zu erfassen und es existiert eine Vielzahl unterschiedlicher Tests für unterschiedliche Zielgruppen und Anwendungsfälle. Ein derartiger IQ Test kann zwar Unterschiede aufzeigen, liefert aber noch lange keine Antwort auf die Frage, was Intelligenz ausmacht.

 

Wer denkt, dass alles das von sogenannten IQ-Tests einfach so gemessen werden kann, irrt. Dennoch herrscht dieser Irrglaube - trotz aller Erkenntnis und Logik - immer noch vor. Daher werden immer noch Intelligenz-Tests durchgeführt bzw. vermarktet, die nach aktueller Erkenntnis eigentlich keine Grundlage mehr darstellen.

 

Generalfaktor g

Einige Forscher gehen von einem einzigen, bereichsübergreifenden Intelligenzfaktor aus, dem sogenannten "Generalfaktor g". Aufgestellt wurde die These 1923 von dem Psychologen Charles Spearman, der durch den Vergleich verschiedener IQ-Tests herausfand, dass es zwischen fast allen Abschnitten innerhalb eines Tests einen Zusammenhang gab, den Faktor "g". 

 

Spearmans These war jedoch umstritten und Folgeuntersuchungen seiner Kollegen führten zu abweichenden Ergebnissen und damit zu weiteren Faktor-Theorien. (Dabei ist unumstritten, dass Menschen ihren Verwandten bezüglich "g" ähnlicher sind. Unklar ist hingegen, inwiefern biologische oder soziale Faktoren die Ursache für diese Ähnlichkeit sind. Es besteht zwar weitestgehend Einigkeit darüber, dass beide Faktoren eine Rolle spielen, aber erhebliche Uneinigkeit darüber, wie stark der jeweilige Einfluss ist. Ebenso unterschiedlich interpretiert, werden die Studien zur Erblichkeit von "g").

 

Andere Wissenschaftler wiederum halten einen allgemeinen Faktor für nicht ausreichend. Sie befürworten ein ganzes Spektrum voneinander relativ unabhängiger Intelligenz-Formen - allein schon deshalb, weil das Gemessene (im Schwerpunkt mathematisch und sprachlich) nichts über die überlebenswichtige Fähigkeit aussagt, mit sich selbst und anderen Menschen zurecht zu kommen, sich gut zu bewegen oder andere bestimmte Dinge gut zu können z.B. zu musizieren, zu gestalten, zu schreiben usw.

 

Das Konzept der Multiplen Intelligenz

Der amerikanische Psychologe Howard Gardner plädiert für das Konzept der "Multiplen Intelligenz", nach dem verschiedene, unterschiedlich gut ausgeprägte Fähigkeiten zusammen die intellektuellen Möglichkeiten eines Menschen ausmachen. Demnach wird zwischen unterschiedlichen Intelligenz-Formen unterschieden. Dazu zählt z.B. auch die musikalische Intelligenz oder die Bewegungsintelligenz.

 

Emotionale Intelligenz

Eine weitere Form ist die "Emotionale Intelligenz". Demnach bestimmen Denken und Fühlen als Einheit über die intellektuellen Fähigkeiten eines Menschen (siehe dazu separaten Abschnitt "Emotionale Intelligenz").

 

Schwerpunkt-Quelle der Forschung

Schwerpunkt-Quelle der Forschung in Bezug auf Intelligenz ist die Differentielle Psychologie und Persönlichkeitspsychologie. Hier wird Intelligenz als Teilbereich der Persönlichkeit gesehen, in Fähigkeiten wie Denkvermögen, Auffassungsgabe, Rationalität, Logik, Urteilsvermögen eingeteilt und von anderen Konstrukten der psychologischen Forschung z. B. der "Kreativität" abgrenzt.

 

Aus der Grundlagendisziplin der Differentiellen Psychologie geht die Intelligenzdiagnostik bzw. die Psychometrie hervor. Hier bemüht man sich darum, quantitative Unterschiede der Intelligenz zwischen Menschen festzustellen. 

 

Zusammenhänge

Intelligenz steht in Verbindung mit der eigentlich antiquierten Form der Intelligenz-Messung in Verbindung mit einer Reihe Variablen z.B. mit Krankheiten oder Schulnoten. Demnach leben intelligente Menschen- statistisch betrachtet - in der Regel gesünder und haben eine höhere Lebenserwartung, sind jedoch häufiger kurzsichtig.

 

Besonders hoch begabte Menschen und Menschen mit einer eher niedrigen Intelligenz leiden häufiger an psychischen Störungen wie z.B. einer Schizophrenie als andere Personen. Auch sind ausgeprägt intelligente Menschen oft schulisch erfolgreicher als weniger intelligente Menschen. Hinzu kommt, das Menschen mit einer extrem ausgeprägten Intelligenz im Durchschnitt höhere berufliche Positionen besetzen. 

 

Obgleich zwischen gemessener Intelligenz und dem Urteil von Lehrern über das intellektuelle Niveau des Schülers statistisch betrachtet eine hohe Verbindung besteht, muss berücksichtigt werden, dass das Urteil des Lehrers sich an den Kriterien von Intelligenztests orientiert. Intelligenztest erfassen aus dem gesamten Spektrum der menschlichen Begabungen überwiegend diejenigen, die es einem Menschen ermöglichen schulisch erfolgreich zu sein.

 

Zu berücksichtigen gilt auch, dass die Notengebung ein subjektives Konstrukt darstellt, das unzähligen Beobachtungs- und Wahrnehmungsfehlern unterliegt (z.B. Bedrohung durch Stereotype, Pygmalion-Effekt, Rosenthal-Effect / Selbsterfüllende Prophezeiung, YAVIS-Prinzip, Primacy-effect, Skalierungsfehler, Sympathie-/Ähnlichkeitsfehler, Milwaukee Project-Effect-Fehler etc.)

 

Wenn wir hier in Bezug auf statistische Zusammenhänge von "Intelligenz" sprechen, sprechen wir von gemessener Intelligenz - und zwar nach den alten, nicht mehr aktuellen Kriterien. Legt man nämlich andere moderne Messungen bestimmter Intelligenz-Formen zu Grunde, stellt man fest, dass einige der o.g. Zusammenhänge nicht mehr stimmig sind.

 

So konnte z. B. festgestellt werden, dass gerade hoch begabte Kinder eben nicht immer die besten Schulnoten haben, manchmal sogar schlechte. Demnach sind ausgeprägt intelligente Menschen schulisch eben nicht zwingend erfolgreicher als weniger intelligente Menschen.

 

Aufgrund des Bewertungssystems und der Beobachtungs-, Beurteilungs- und Wahrnehmungsfehler von Lehrern, die in diesem Zusammenhang (Beobachtung, Beurteilung und Wahrnehmung generell + Wahrnehmung hochbegabter Kinder) bislang noch nicht oder nicht hinreichend geschult wurden, haben hochbegabte Kinder, deren Intelligenz nach anderen und moderneren Kriterien gemessen wird, eben nicht einen besonders guten Erfolg in der Schule, oft sogar enorme Schwierigkeiten.

 

Auch im beruflichen Kontext: Misst man anders z.B. mit dem innovativen psychologisch-eignungsdiagnostischen ib reality view & proof concept stellt man fest, dass Menschen, die höhere berufliche Positionen besetzen bzw. besetzen wollen, eben nicht über eine höhere Intelligenz verfügen. Sehr häufig fallen sogar starke Widersprüche bzw. Differenzen auf.

 

Auch bei der Suche nach anatomischen und physiologischen Grundlagen steht die Intelligenz-Forschung noch am Anfang. Dennoch sind Wissenschaftler bereits in der Lage, einige Denkprozesse im Gehirn sichtbar zu machen. So lassen sich Areale geistiger Aktivität (z.B. über den jeweiligen Zuckerverbrauch) bestimmen und es können Magnetfelder gemessen werden, die sich bei Denkprozessen verändern (MRT).

 

Demnach können intelligente Menschen Informationen schneller aufnehmen, mehr Informationen im Kurzzeitgedächtnis speichern und schneller wieder abrufen. Dabei verbrauchen sie weniger Energie und können die Aktivitäten in der Großhirnrinde besser auf bestimmte benötigte Areale konzentrieren während durchschnittlich intelligente Menschen mehr Zeit benötigen, um ihr Gehirn hochzufahren und dazu zusätzlich Gehirn-Areale aktivieren müssen, die mit der eigentlichen Aufgabenstellung nichts zu tun haben.

 

Klar ist: Mehr Gehirn bedeutet nicht gleich mehr Grips bzw. eine höhere Intelligenz. Eine optimale gut ausgeprägte Verknüpfung und Kommunikation zwischen bestimmten Gehirnwindungen jedoch schon. Hinzu kommen jedoch noch viele weitere Faktoren z.B. der gesamte Input und dessen Verarbeitung.

 

Wie und wie umfangreich und qualitativ hochwertig dieser Input geschieht, entscheidet ebenso mit wie die Prozesse der Informationsverarbeitung selbst, aus denen dann wieder (gute, ungünstige, falsche oder keine) Verknüpfungen resultieren. Im Detail ist dies aber noch nicht ausreichend erforscht und es ergeben sich fast täglich neue Erkenntnisse.

 

Auch die Biologie (insbesondere die Fachgebiete Genetik und Epigenetik) befasst sich mit dem Thema Intelligenz. Epigenetik beschäftigt sich mit Vorgängen, die außerhalb der Genregulation der Genexpression wirken, diese aber beeinflussen. Sie untersucht, welche Faktoren die Aktivität eines Gens und damit die Entwicklung der Zelle zeitweilig festlegen und ob bestimmte Festlegungen an weitere Generationen vererbt werden.

 

Entsprechend neuer Erkenntnisse hängt Intelligenz auch von den Genen ab, ebenso davon, wie diese genutzt werden und sich die Zellen im Laufe des Lebens verändern bzw. wie sie sich an die entsprechende Umgebung, die Umstände und die individuellen Erfordernisse und Notwendigkeiten anpassen.

 

Wie intelligent ein Mensch ist, hängt demnach nicht nur davon ab, ob er entsprechende Gene besitzt, sondern auch davon, ob sie entsprechend genutzt bzw. entsprechend "eingeschaltet" oder "abgeschaltet" werden, also ob sie gefördert werden oder eher ungenutzt verkümmern und sich zurückentwickeln. In so fern ist Intelligenz nicht statisch, sondern ein dynamischer Anpassungsprozess unserer Gene, die sich an unsere konkreten Umweltbedingungen und die individuellen Erfordernisse anpassen.

 

Folglich kann ein Mensch, der sich täglich auf Neue hohen intellektuellen Anforderungen stellt (z.B. täglich aufs Neue selbstständig mittels kognitiver Denkprozesse bzw. Verarbeitungsprozesse Probleme löst) eine höhere Intelligenz entwickeln als ein Mensch, der das nicht tut bzw. muss (z.B. weil ihm alles in den Schoß fällt, weil er delegiert, weil er nicht so stark von Feedback abhängt etc., weil es keine Probleme bzw. Herausforderungen gibt, weil Barrieren, Hürden, Hindernisse fehlen etc.).

 

Die biologische Grundlage für Veränderungen der Intelligenz sind Veränderungen an den Chromosomen, wodurch Abschnitte oder ganze Chromosomen in ihrer Aktivität beeinflusst werden. Man spricht auch von epigenetischer Veränderung bzw. epigenetischer Prägung. Die Veränderungen können sowohl in einer DNA-Methylierung als auch in einer Modifikation der Histone bestehen. Diese Veränderungen lassen sich im Phänotyp, aber nicht im Genotyp (DNA-Sequenz) beobachten.

 

Auch die modernen Neurowissenschaften widmen sich der Intelligenz und ergänzen das, was bereits die Biologie besagt. Unsere neuronalen Bahnungen im Gehirn verzweigen sich bereits seit dem Kleinkindesalter. Sie bilden ein „Gerüst“ aus Nervenzellen, mit denen wichtige Informationen zum Gehirn transportiert werden.

 

Ein bestimmtes Denken bahnt sich zumeist gern immer wieder dieselben neuronalen Wege durch unser Gehirn. Es folgt insofern gewissen Pfaden, die es wiederum selbst formt und immer weiter formt. In je mehr Richtungen wir denken, desto mehr neuronale Pfade schlagen unsere Nervenbahnen ein, desto intelligenter sind wir. Denken wir hingegen relativ einseitig, schlagen unsere neuronalen Bahnungen nur einseitige Pfade ein oder verkümmern sogar.

Emotionale Intelligenz

Emotionale Intelligenz

Emotionale Intelligenz beschreibt die Fähigkeit, eigene und fremde Gefühle (Emotionen) korrekt wahrzunehmen, auszudrücken, zu verstehen, zu handhaben und zu beeinflussen. Anders ausgedrückt, bezeichnet emotionale Intelligenz die Klugheit der Gefühle – sowohl in Bezug auf die eigene Person als auch auf andere Menschen.

 

Begriffs-Prägung

 

Geprägt wurde der Begriff der emotionalen Intelligenz 1990 von den US-Psychologen John D. Mayer und Peter Salovey. Populär wurde das Thema erst durch den US-amerikanischen Journalisten Daniel Goleman mit seinem 1995 erschienenen Buch "EQ. Emotionale Intelligenz".

 

Goleman beschreibt darin die Fähigkeit, eigene und fremde Gefühle richtig wahrzunehmen, zu verstehen und zu beeinflussen. Später hat er in einer Studie mit 200 globalen Unternehmen herausgefunden, dass sachlich nüchterne, schwach gefühlsbetonte und wenig empathische Menschen oft schlechte „Manager“ sind und stattdessen Eigenschaften wie Selbsterkenntnis, Selbstregulierung und Empathie die eigentliche Voraussetzung für Führungserfolg bilden.

 

Abgrenzung zum Begriff der Intelligenz

Der Begriff der Emotionalen Intelligenz erweitert die klassische Vorstellung von „Intelligenz“, die lediglich mathematische und sprachliche Fähigkeiten als Voraussetzung für den Erfolg im Leben betrachtet, die überlebensnotwendige menschliche Fähigkeit , sich in bestimmten Situationen und andere Menschen einfühlen zu können, jedoch völlig außer Acht lässt.

 

Entwicklung

Der 1990 eingeführte Begriff der emotionalen Intelligenz entspringt John D. Mayer (University of New Hampshire) und Peter Salovey (Yale University) und ist spätestens seit den nachfolgenden Veröffentlichungen von Daniel Goleman bekannt. Das Konzept basiert auf der Theorie der multiplen Intelligenzen von Howard Gardner, wobei der der eigentliche Kerngedanke bereits von Edward Lee Thorndike und David Wechsler als „Soziale Intelligenz“ formuliert wurde.

 

Bereits Edward Lee Thorndike stellte bereits 1920 fest, dass selbst der fachlich beste Mechaniker als erfolgreicher Vorarbeiter scheitert, wenn es ihm an sozialer Intelligenz fehlt. Daher steht Emotionale Intelligenz in einem starken Zusammenhang mit Erfolg im Privat-, Berufs- oder Geschäftsleben.

 

Emotionale Intelligenz im Berufsleben

Was in der althergebrachten klassischen Personalauswahl bei vielen Personalentscheidern - sowohl vom Verständnis, als auch seitens entsprechender eignungsdiagnostischer Verfahren - noch nicht vollends angekommen ist, ist heute psychologisches Grundlagen-Wissen. Die erfolgreiche Berufsausübung von Mitarbeitern beruht natürlich nicht allein auf ihrer Fachkompetenz und erst recht nicht auf Basis von Abschlüssen und Zeugnissen. Vielmehr basiert erfolgreiches Handeln auf einer hohen emotionalen Intelligenz.

 

Bei der Besetzung leitender Positionen spielt Emotionale Intelligenz sogar eine weitaus bedeutendere Rolle, sogar bedeutender als das, was mit einem klassischen Intelligenztest gemessen wird: Der Intelligenzquotient. Emotionale Intelligenz hat eine mindestens doppelt so hohe Bedeutung. Je höher die berufliche Position ist, desto wichtiger ist es, sich in bestimmte Situationen und andere Menschen einfühlen zu können, andere zu verstehen, zu handhaben und positiv zu beeinflussen.

 

Emotionale Intelligenz ist eine Kombination erlernbarer Einzelfähigkeiten, die Mitarbeitern und Führungskräften enorme Vorteile bietet und die üblichen möglichen Probleme deutlich minimiert und viel besser beheben lässt.

 

Messung

Die Messung der Emotionalen Intelligenz mittels Testung wird (nach Salovey und Mayer) in vier Bereiche gegliedert:

 

- Wahrnehmung von Emotionen

- Nutzung von Emotionen

- Verstehen von Emotionen

- Beeinflussung von Emotionen

 

Entstehung, Förderung, Minderung und Herabsetzung emotionaler Intelligenz

Emotionale Intelligenz ist nicht nur Anlagen bedingt, sondern lernbar. Emotionale Intelligenz lernen wir im Leben - und das beginnt bereits im frühen Kindesalter und verläuft über Erziehung, Schule, Partnerschaften usw. stets im direkten Zusammenwirken mit anderen Menschen.

 

Wie wir aus den Erkenntnissen der Neurowissenschaften wissen, entstehen beim Lernen (z.B. im direkten Kontakt mit anderen Menschen) neue Nervenverbindungen. Je mehr wir lernen, desto mehr Nervenverbindungen entwickeln sich. Umgekehrt wirkt dies ebenfalls: Wenn wir nicht gefordert werden und es uns bequem machen, bauen wir Nervenverbindungen ab. Wir stumpfen regelrecht ab, wenn wir nicht gefordert sind. Hier: Durch soziale Interaktion - das Zusammenspiel mit anderen.

 

Gesellschaftliche Veränderungen, insbesondere in Sachen Erziehung, Schule, Konsumverhalten, Personalauswahl und Recht behindern oder mindern die Entwicklung Emotionaler Intelligenz. Dazu gehört auch der Umgang mit Alltags- und Unterhaltungselektronik. Wenn Menschen zu viel Zeit mit elektronischen Geräten verbringen, verlernen sie das Erkennen von Emotionen. Sie stumpfen emotional regelrecht ab (Studie der University of California).

 

Um Emotionale Intelligenz entwickeln und aufrechterhalten zu können, ist permanente Interaktion und objektives Feedback nötig. Unser Gehirn lernt ein Leben lang und baut dadurch laufend neue Nervenverbindungen auf und ab. Mit entsprechenden Lernanreizen (z.B. persönlicher Umgang mit Menschen) werden Nervenverbindungen (hier in Bezug auf emotionale Intelligenz) aufgebaut, ohne derartige Herausforderung entsprechend abgebaut, weshalb Menschen soziale und emotionale Fähigkeiten, wie etwa das richtige Deuten von visuellen emotionalen Reaktionen, geradewegs verlernen können.

 

Die menschliche Mimik ist der wichtigste Übermittler von Emotionen, weshalb das menschliche Gehirn seine Umgebung laufend nach Gesichtern abscannt. In elektronischen Kommunikationsformen (z.B. SMS, E-Mail-Korrespondenz) und in elektronischen Spielen fehlen derartige Informationen. „Emoticons“ stellen keinen adäquaten Ersatz für sichtbare Gefühlsregungen dar, weil sie die Vielfalt der Mimik nicht abbilden können. Face-to-Face-Kommunikation ist also wichtig, um soziale und emotionale Fähigkeiten zu entwickeln und aufrechtzuerhalten.

 

Die 5 Merkmale Emotionaler Intelligenz nach Daniel Goleman

 

1. Selbstwahrnehmung - Die eigenen Emotionen kennen

Selbstwahrnehmung ist die Fähigkeit eines Menschen, seine Stimmungen, Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen, verstehen und zu akzeptieren. Diese Fähigkeit ist entscheidend, um das eigene Verhalten, die eigenen Antriebe und Beweggründe für sein Verhalten zu verstehen und auch, um die  Wirkung des eigenen Handelns auf andere Menschen objektiv einschätzen zu können. Im Alltag ist das selten der Fall. Das bezieht sich auch auf das Verständnis eigener Emotionen:

 

Tatsächlich fühlen sich viele Menschen ihren Gefühlen geradewegs ausgeliefert, lehnen sie ab, bekämpfen oder vermeiden sie. Im Alltag werden eigene Gefühle übergangen und unterdrückt. Besser ist es aber, sich der Realität und der vorliegenden Fakten bewusst zu sein, damit man seine Gefühle aktiv steuern kann. Dies erfordert Kenntnisse der eigenen Persönlichkeit, Wissen über Gefühle und das richtige Verständnis.

 

2. Selbstregulierung - Emotionen beeinflussen

Selbstregulierung bezieht sich auf angemessenes Handeln in Bezug auf sich selbst und andere. Selbstregulierung bedeutet, seine Gefühle so handhaben, dass sie der entsprechenden Situation und dem Umfeld gegenüber angemessen sind. Dazu zählt u.a. die Fähigkeit, sich selbst zu beruhigen und negative Gefühle der Gereiztheit, Enttäuschung, Angst oder Kränkung abzuschwächen und positive Gefühle zu fördern und zu verstärken. Dies hilft bei der Überwindung von Rückschlägen oder belastenden Situationen, dient aber auch der Aufrechterhaltung der eigenen und fremden Motivation und Leistungsfähigkeit.

 

3. Empathie - Einfühlungsvermögen

Empathie ist die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinversetzen zu können, deren Wünsche, Bedürfnisse und Gefühle wahrzunehmen und adäquat (einfühlend/einfühlsam) darauf zu reagieren. Empathie ist zugleich die Fähigkeit, aufgrund derer sich eine Person gedanklich in die Rolle des Gegenübers hinein versetzen - und Bedürfnisse, Erwartungen und Normen aus der Perspektive des Interaktionspartners betrachten kann. Empathie ist - näher betrachtet - die Fähigkeit, Gefühle und Erwartungen anderer an sich wahrzunehmen und zu verstehen, mit anderen zu kooperieren, selbstständig alternative Lösungen vorzuschlagen und die Konsequenzen aus eigenem und fremden Handeln zu ziehen.

 

Empathie ist zugleich das Fundament für den erfolgreichen Aufbau und die Aufrechterhaltung zwischenmenschliche Beziehungen und echter Partnerschaften. Ein empathischer Mensch erkennt die oft versteckten und für viele Menschen nicht erkennbaren Signale anderer viel früher oder überhaupt - und erkennt, was andere brauchen oder wollen.

 

Im Berufsleben spielt diese Fähigkeit eine wichtige Schlüsselrolle für das Erkennen der Bedürfnisse von Kunden, Mitarbeitern und Teamkollegen und die darauf basierende Entscheidungen und Handlungen. Dazu zählt die Befriedigung von Wünschen und Bedürfnissen von Kunden, Mitarbeitern und Teamkollegen ebenso wie die rechtzeitige Erkennung und Behebung möglicher Konflikte.

 

4. Motivation & Motivierung - Umsetzung emotionaler Intelligenz in die Tat

Hier geht es darum, Emotionen so zu beeinflussen, dass sie bei der Erreichung von Zielen helfen. Dazu gehören Eigenmotivation und Selbstmotivierung wie die Motivation und entsprechende Motivierung anderer. Zum einen benötigt man die Fähigkeit, sich selbst zu motivieren, zum anderen die Fähigkeit andere grundsätzlich oder für konkrete Dinge zu motivieren oder zu begeistern.

 

Über die Einfühlung in die Bedürfnisse und Beweggründe (Motive) anderer sind emotional intelligente Menschen in der Lage, konkrete Motivationsanreize und Erfolgserlebnisse zu schaffen. Dies setzt zugleich voraus, dass jemand in der Lage ist, kurzfristige (emotionale) Vorteile und Verlockungen hinauszuschieben, impulsive Reaktionen zu unterdrücken und dadurch längerfristige Perspektiven zu schaffen.

 

5. Sozialkompetenz / Soziale Kompetenz - Umgang mit Beziehungen

Soziale Kompetenz oder Sozialkompetenz ist die Fähigkeit, soziale Beziehungen zu gestalten und bezeichnet die Gesamtheit von Fertigkeiten, die für die Gestaltung des sozialen Zusammenlebens nützlich oder sogar notwendig sein können. Die Gefühle anderer Menschen - und wie man damit umgeht - spielt dabei eine entscheidende Rolle.

 

Soziale Kompetenz ist die Grundlage für eine reibungslose Zusammenarbeit im Privat-, Berufs- und Geschäftsleben. Soziale Kompetenz ist ebenso die Voraussetzung für Beliebtheit, Wertschätzung und Integration in eine Gemeinschaft und darüber hinaus die wichtigste Leadership-Grundlage und zugleich das wichtigste Leadership-Qualitätsmerkmal. Sozialkompetenz bezieht sich auf die Gesamtheit individueller sozialer Kompetenzen.

 

Das sind die Einstellungen und Fähigkeiten, die dazu dienen... (Detail-Infos). Das Gegenteil von Sozialkompetenz ist soziale Inkompetenz, was in einem Zusammenhang mit sozial unklugem Verhalten und bestimmten Persönlichkeitsstörungen steht (Detail-Infos).

 

Emotionale Intelligenz und Erfolg im Leben

Zusammenhang zwischen Emotionaler Intelligenz und Erfolg im Leben

 

Zusammenhang zwischen Emotionaler Intelligenz und Erfolg im Leben

 

Einführung

Emotionale Intelligenz ist eine der wichtigsten Fähigkeiten für den persönlichen und beruflichen Erfolg im Leben. Sie bildet das emotionale Fundament für die Kooperation mit anderen Menschen und für funktionierende Gemeinschaften. Weder Familien noch Unternehmen funktionieren, wenn die Menschen, die dort agieren, nicht aufeinander eingehen, zusammenarbeiten und Rücksicht aufeinander nehmen.

 

Nur emotional stabile Menschen sind dem alltäglichen Stress der modernen Arbeitswelt heute überhaupt noch gewachsen. Mitgefühl ermöglicht Kooperation, menschliches Miteinander und die Sorge für das Ganze.

 

Rückblick

In auf Leistung getrimmten Gesellschaften galten Gefühle lange als störend und hinderlich. So galt z.B. einst das Motto: "Hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder, flink wie ein Windhunde". Entsprechend wurden Kinder erzogen und "auf hart" getrimmt, insbesondere in Deutschland. "Ein Indianer kennt keinen Schmerz" ist nur einer von vielen Sprüchen, mit denen viele deutsche Kinder aufgewachsen sind. Das genaue Gegenteil kennen wir in Form regelrechter Überfürsorge und "Verhätschelung". Beide Richtungen wirken sich weder positiv auf die Herausbildung sozialer Kompetenzen noch auf emotionale Intelligenz aus. 

 

Heute

Heute weiß man, dass Emotionalität mehr über Erfolg und Misserfolg im Leben und im Beruf entscheiden als das, was früher als Intelligenz galt. Die Weichen für die entsprechenden Fähigkeiten werden bereits in frühester Kindheit gestellt. Untersuchungen haben gezeigt: Sachlich nüchterne, schwach gefühlsbetonte und wenig empathische Menschen sind schlechte „Manager“. Wer hingegen Empathie bereits als Kleinkind lernt, ist im späteren Leben und Berufsleben erfolgreicher.

 

Genau das haben Studien in den USA und Deutschland bewiesen. Sie weisen nach, dass es Menschen, die ihre eigenen Gefühle und die Gefühle anderer gut erkennen und deuten können, eher gelingt, komplexe Probleme zu lösen. Sie sind stressresistenter, kommen mit anderen Menschen besser klar, überwinden Barrieren, Hürden und Hindernisse wesentlich leichter, steigen schneller die Karriereleiter empor und verdienen mehr. Zudem leiden sie weniger an Ängsten. Schizophrenie und andere psychische Störungen kommen ebenso seltener vor wie schwerwiegende Persönlichkeitsstörungen.

 

Herausbildung emotionaler Intelligenz

Viele Unternehmen, die genau das erkannt haben, schicken ihre Führungskräfte zu Seminaren, in denen ihnen beigebracht wird, ihre Mitarbeiter zu loben, zu motivieren und konstruktive Kritik zu üben. Führungskräfte können für Emotionalität zwar sensibilisiert werden - emotionale Intelligenz bildet sich jedoch im Verlaufe der langjährigen Persönlichkeitsentwicklung im Leben. Das beginnt bereits in der frühesten Kindheit. Ein Seminar kann mehrere Jahrzehnte Leben jedoch nicht ersetzen.

 

Grundsteinlegung für emotionale Intelligenz

Der eigentliche Grundstein für emotionale Intelligenz wird bereits in der frühesten Kindheit gesetzt. Hier bildet die Familie die Keimzelle für soziales Miteinander und die Entwicklung von Empathie. Schulen und Kindergärten wirken ebenso mit. Die Bildung emotionaler Intelligenz beginnt aber bereits früher - und zwar als Baby.

 

Früher dachte man, man dürfe Babys nicht zu sehr verwöhnen. In einigen Gesellschaften glaubte man sogar, man müsse sie eher hart behandeln und z.B. lange schreien lassen. Heute weiß man: Babys kann man nicht zu sehr verwöhnen. Zuwendung und Aufmerksamkeit sind sogar lebensnotwendig. Eltern, die in den ersten Lebensmonaten auf die Bedürfnisse ihrer Kinder nicht unverzüglich reagieren, erschüttern deren gesundes Urvertrauen.

 

Eigentlich wusste man das aber auch bereits viel früher. Bereits im Jahr 1230 führte Kaiser Friedrich II. ein entsprechendes Experiment durch. Der Überlieferung nach trennte er Neugeborene von ihren Müttern und wies die Ammen an, nicht mit den Babys zu sprechen und ihnen weder Liebkosungen noch Einschlaflieder angedeihen zu lassen. Das Ergebnis: Alle Kinder starben. Ohne Liebe und Geborgenheit in den ersten Wochen resultieren weder physisch noch psychisch gesunde Menschen.

 

Zukunft & Problematik

Für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit in der modernen Gesellschaft ist es folglich entscheidend, die Talente von morgen bereits in der Kindheit entsprechend zu erziehen – und genau hier hapert es. Die eignungsdiagnostischen Testergebnisse des ib reality view & proof concepts zeigen deutlich auf, dass viele Bewerber auf Führungspositionen deutliche Defizite in Bezug auf ihre Persönlichkeit und ihr Sozialverhalten zeigen.

 

US-amerikanische Studien zeigen auf, dass die Zahl der Menschen mit niedriger emotionaler Intelligenz drastisch steigt und emotionale Intelligenz gesellschaftlich immer mehr abnimmt.

 

Erziehung und Schulsystem

Erziehungsstile und Schulsystem stellen für die optimale Herausbildung emotionaler Intelligenz ein Problem dar. Weder die elterliche Erziehung noch das Schulsystem ist den psychologisch-pädagogischen Ansprüchen und Anforderungen derzeit vollends gewachsen.

 

Lehrer sind - anders als viele glauben - keine psychologisch geschulten Pädagogen. (Das soll aber mittlerweile teilweise geändert werden. In Baden-Württemberg gibt es im Lehramtsstudium für Gymnasiallehrer bereits jetzt schon zumindest Pflichtkurse zu den Themen "personale und soziale Kompetenzen". Dort geht es u.a. um Kommunikation, Motivation und Empathie-Fähigkeit.

 

In den Prüfungen spielt das Fach allerdings noch keine Rolle. Den meisten Eltern fehlt es in der Regel an psychologischen und pädagogischen Fachkenntnissen, manchmal aber auch selbst an emotionaler Intelligenz und Sozialkompetenz. Sie schwanken zwischen Überverwöhnung und härtester Bestrafung. Kinder solcher Eltern sind im späteren Leben zutiefst verunsichert. Es fehlt ihnen das emotionale Gleichgewicht. Dieses Handicap bremst  Kinder ein Leben lang aus.

 

Weitere Aspekte

Natürlich gibt es auch viele andere Aspekte, die eine Rolle spielen. Eheliche Zerwürfnisse, gescheiterte Beziehungen, Trennungen, tiefe Kränkungen, zu früher Erfolgsdruck, zu wenig elterliche Fürsorge, zu wenig sinnvolles Spielen.

 

Die modernen elektronischen Medien spielen eine ganz wesentliche Rolle dafür, dass emotionale Intelligenz immer mehr abbaut und sich immer mehr Gefühlsarmut einstellt. Wer immer nur vor dem Fernseher oder dem Computer sitzt, hat keine Zeit, Empathie zu entwickeln.

 

Soziale Netzwerke halten Jugendliche zwar beschäftigt, es fehlt den entsprechenden Beziehungen jedoch die notwendige Tiefe, um emotional daran zu wachsen. Für echte Gefühle, gar das Eingeständnis, dass man selbst ein Problem hat, ist auf sozialen Netzwerkplattformen nur wenig Platz. Was gilt ist die öffentliche Zurschaustellung positiver Dinge und der Austausch von Neuigkeiten. 

 

Bedrohliche Entwicklung

Der eklatant steigende Mangel an emotionaler Intelligenz spiegelt sich in vielen beunruhigenden Statistiken wider. US-amerikanische Studien belegten zudem, dass die Zahl der psychischen Störungen bei Jugendlichen heute fünfmal so hoch ist wie vor 75 Jahren. In Deutschland ist die Entwicklung nicht viel anders: Während es immer weniger Menschen mit ausgeprägter emotionaler Intelligenz gibt, steigt die Anzahl von Menschen mit schwerwiegenden Persönlichkeitsstörungen und psychischen Störungen drastisch an. Untersuchungen von ib Personalpsychologie NRW zeigen eine steigende Zahl von Führungskräften, die in Unternehmen großen Schaden anrichten können.

 

Ursächlich für die gemessene niedrige Auffassungsgabe (z.B. bei einfachsten Tests) und das ungünstige bis negative Verhalten bzw. Sozialverhalten (z.B. Simulationen) ist vermutlich ein Mangel an emotionaler Intelligenz. Sogenannte Sensibilisierungs-Seminare können zwar vieles bewirken. Nach Auffassung von Andreas Köhler (ib) kann jedoch eine grundlegende Persönlichkeit nicht in kürzester Zeit "umgepolt" bzw. "umgelernt" werden. Zudem möchten sich die Betroffenen, die von sich selbst zumeist sehr überzeugt sind, nur ungern bis gar nicht "umerziehen" lassen. Laut Andreas Köhler (ib) muss hinsichtlich emotional intelligenter Menschen in Unternehmen daher bereits bei den Kriterien und der Methodik der Personalauswahl angesetzt werden.

 

Pädagogische Lernprogramme für Kinder & Ruler-Bewegung

Angeführt vom Yale Center for Emotional Intelligence gibt es in den USA seit einigen Jahren eine Bewegung, die das Erlernen emotionaler Intelligenz zum festen Bestandteil der Lehrerausbildung machen will. Vor über einem Jahrzehnt  hat das Forschungsinstitut der renommierten Universität ein entsprechendes Programm namens "Ruler" ins Leben gerufen, das mittlerweile von vielen Schulen, Kindergärten und Kindertagesstätten in den USA genutzt wird.

 

Ziel ist es, Unser Ziel ist es, das Programm in jeder amerikanischen Schule zu integrieren. Das Wort "Ruler" steht für "Recognizing", "Understanding", "Labeling", "Expressing" and "Regulating emotions", folglich "erkennen", "verstehen", "identifizieren", "ausdrücken" und "kontrollieren" von Emotionen.

 

Pädagogische Lernprogramme für die Entwicklung emotionaler Intelligenz erreichen, dass die Kinder lernen, sich ihrer Gefühle bewusst zu werden und sie zu äußern. Kinder bekommen Gelegenheit, im Kreis mit anderen über die eigenen Ängste und Sorgen zu sprechen, ohne dabei ausgelacht, verhöhnt oder verspottet zu werden. Institutionen, die derartige Programme sinnvoll nutzen haben viel weniger Probleme mit aggressiven Kindern, mit Schlägereien oder mit Mobbing.

 

Langzeituntersuchungen haben bewiesen, dass Schüler auf Ruler-Schulen besser mit anderen Kindern interagieren können, bessere Konfliktstrategien entwickeln, sich respektvoller verhalten, gegenüber Lehrern weniger aggressiv sind, seltener gemobbt werden oder andere mobben, mehr Spaß am Unterricht haben und vor allem bessere Lernerfolge erzielen.

Klugheit, Wissen und Bildung

Klugheit, Wissen und Bildung

"Klugheit" (Intelligenz) und Bildung stehen zumeist in einem unmittelbarem Kontext. Wer viel weiß, wirkt klug. Ebenso wird unterstellt: Wer klug bzw. intelligent ist, weiß auch viel. Dies allein deshalb, weil intellektuelle Fähigkeiten zum Wissenserwerb anregen und einen entsprechenden Sozialisations- bzw. Bildungsprozess nahe legen.

 

Ebenso bestehen stereotype Menschenbildannahmen in Bezug auf bestimmte Berufe, deren Vertretern, Klugheit und Wissen unterstellt wird, allein schon dadurch, dass ein bestimmter beruflicher bzw. akademischer Abschluss vorliegt.

 

Dem ist aber nicht bzw. nicht immer so. Die Tendenz schreitet sogar immer mehr dahin, dass die unterstellten und miteinander gekoppelten Eigenschaften immer weiter auseinanderdriften: Wer klug bzw. intelligent ist, muss nicht zwingend viel wissen bzw. nicht zwingend viele Wissensdaten in seinem Gehirn abgespeichert haben.

 

Wer viel weiß, muss nicht zwingend intelligent sein. Zur Speicherung von Wissensdaten bedarf es nicht zwingend einer besonders hoch ausgeprägten Intelligenz. Das trifft auch auf unsere Bildung zu: Ein bestimmter Bildungsabschluss ist kein Garant dafür, dass man sein Leben oder eine bestimmte Arbeit klug, richtig und erfolgreich meistert.

 

Neue Untersuchungen zeigen sogar, dass Menschen, die ein bestimmtes Studium erfolgreich abgeschlossen haben, in Bezug auf ihre Klugheit (hier wurde lediglich die Fähigkeit gemessen, den erworbenen Bildungsabschluss in richtiges, schlüssiges und erfolgreiches Arbeiten umzusetzen) nicht selten sogar weit unter dem gemessenen Niveau von Menschen liegen, die der Otto-Normalverbraucher als weniger gebildet einschätzt, z.B. weil ihnen ein ganz bestimmter Bildungsabschluss fehlt, der in bestimmten Berufen gefordert wird.

 

Dies liegt natürlich mit an unserem Bildungssystem, aber auch an der gesamten gesellschaftlichen Entwicklung: Während man früher eher davon ausgehen konnte, dass ein frisch promovierter Arzt, ein Jurist, ein Psychologe oder ein Lehrer wirklich Ahnung von seinem Beruf hat und diesen tatsächlich auch in der Praxis im Sinne seiner Patienten, Mandanten und Klienten ausübt, muss man heute schon länger suchen und entsprechende Personen und Angebote kritisch vergleichen.

 

Viele erfahrene Fachleute zweifeln mittlerweile in ihrer eigenen Branche bzw. in ihrem eigenen Beruf am Vermögen (Klugheit + Wissen + Umsetzung in der Praxis) ihrer neuen Fachkollegen und haben den Eindruck, dass an Stelle der logisch unterstellten Entwicklung in Richtung Fortschritt, vieles immer mehr in die entgegengesetzte Richtung tendiert, nur mit dem Unterschied, dass es mittlerweile immer mehr Schein als Sein gibt und auch seitens der Verbraucher immer mehr auf den Schein bzw. das Image gesetzt wird.

 

Tatsächlich existieren Testergebnisse, bei denen z.B. einige Lehrer vom Wissen her einigen Schülern hinterher hinken, einige Juristen zwar das Rechtssystem kennen, ihre Fälle bzw. das Anliegen ihrer Mandanten aber vom Grundsatz her nicht verstehen oder völlig missverstehen (dazu hier ein Beispiel in einem anderen Kontext), Ärzte, die aus betriebswirtschaftlichen Aspekten, Operations- oder Behandlungsmethoden anwenden (wollen oder müssen), die wissentlich nicht optimal sind - und Psychologen, die immer noch meinen, dass für Wahrnehmung unsere Sinnesorgane verantwortlich sind oder denen die vielzähligen weiteren Bereiche der Psychologie außerhalb ihrer speziellen Fachrichtung völlig fremd sind. 

 

Das, was einige als "Fachidioten" bezeichnen, basiert in der Regel auf der Inkongruenz von Bildungsweg und Intelligenz sowie dem Unterschied von logischem und ganzheitlichem Schlussfolgern und einseitigem Wissens-Erwerb auf Basis von Vorgaben und auf Basis von Theorien, die jedoch in keiner Verbindung mit deren Anwendung sowie der richtigen Nutzung in der Praxis stehen.

 

Letztendlich entscheidend ist immer der individuelle Mensch, der hinter seinem Beruf steht: Seine Persönlichkeit. Entscheidend ist sein Wissen, sein Können, seine Motivation, sein Engagement und seine Klugheit inklusive der unterschiedlichsten Formen der Intelligenz (z.B. soziale Intelligenz/emotionale Intelligenz etc.).

 

Ein Handwerker, Bauarbeiter oder Produktionshelfer muss nicht, wie viele Menschen stereotyp annehmen, automatisch weniger klug sein als ein Akademiker. Er kann sogar, wenn er aufgrund seines hohen Interesses an einem Thema viel liest und lernt, theoretisch sehr viel mehr wissen. Der Unterschied liegt lediglich darin, dass es ihm ihm stereotyp wahrnehmungstechnischen Sinne nur wenige Menschen zutrauen.

 

Selbst die Größe unseres Gehirns steht in keiner zwingenden Verbindung mit Intelligenz oder unserem Wissen. Mehr Gehirn bedeutet nicht gleich mehr Grips bzw. eine höhere Intelligenz. Eine optimale gut ausgeprägte Verknüpfung und Kommunikation zwischen bestimmten Gehirnwindungen jedoch schon. Hinzu kommen jedoch noch viele weitere Faktoren z.B. der gesamte Input und dessen Verarbeitung.

 

Allein in Bezug auf den Begriff "Wissen" gibt es viele Missverständnisse. Hier muss zwischen der Aufnahme und Speicherung von Informationen (z.B. zwecks Erwerb eines Zeugnisses oder Abschlusses) und dem wirklichen Lernen, unterschieden werden. Hier geht es um Wissen, das dann auch übergreifend bzw. verzahnt anwendbar sowie sinnvoll, kreativ und zielführend nutzbar ist. Auch in Bezug auf "Intelligenz" gibt es viele Missverständnisse:

 

Intelligenz ist in der Psychologie lediglich ein Sammelbegriff für die kognitive Leistungsfähigkeit des Menschen (Leistungsfähigkeit des Denkens). Dazu zählt das Vermögen, die Welt um sich herum richtig wahrzunehmen, schnell richtige Schlussfolgerungen daraus zu ziehen, logisch und folgerichtig zu denken und das eigene Denken in zielführendes erfolgreiches Verhalten umzusetzen.

 

Ganz allgemein ist Intelligenz die Umschreibung für die Fähigkeit,

sich möglichst schnell und flexibel in neuen Situationen durch Einsicht zurechtzufinden und Aufgaben durch Denken (und nicht durch Erfahrung) zu lösen. Es geht folglich um das schnelle Erfassen von Beziehungen und deren Kombination.

 

Die Fähigkeit zum Wechsel der perspektivischen Blickrichtung z.B. ein neuer Blick auf ein bestehendes Problem und das schnelle Finden einer Lösung zählt dazu, jedoch ohne etwas auszuprobieren und vorher zu lernen. Entsprechend neuer Erkenntnisse der Genetik und Epigenetik hängt Intelligenz auch von unseren Genen ab, ebenso davon, wie diese genutzt werden und sich die Zellen im Laufe des Lebens verändern bzw. wie sie sich an die entsprechende Umgebung, die Umstände und die individuellen Erfordernisse und Notwendigkeiten anpassen.

 

Wie intelligent ein Mensch ist, hängt demnach nicht nur davon ab, ob er entsprechende Gene besitzt, sondern auch davon, ob sie entsprechend genutzt bzw. entsprechend "eingeschaltet" oder "abgeschaltet" werden, also ob sie gefördert werden oder eher ungenutzt verkümmern und sich zurückentwickeln.

 

Insofern ist Intelligenz nicht statisch, sondern ein dynamischer Anpassungsprozess unserer Gene, die sich an unsere konkreten Umweltbedingungen und die individuellen Erfordernisse anpassen. Wer folglich einmal etwas lernt und sich dann auf seinem Wissen ausruht, bildet seine Fähigkeiten zurück, während Menschen, die täglich erneut bemüht sind, neue Zusammenhänge zu erkunden, zu erkennen und zu erweitern, zugleich ihre intellektuellen Fähigkeiten erweitern.

 

Folglich kann ein Mensch, der sich täglich auf Neue hohen intellektuellen Anforderungen stellt (z.B. täglich aufs Neue selbstständig mittels kognitiver Denkprozesse bzw. Verarbeitungsprozesse Probleme löst) eine höhere Intelligenz entwickeln als ein Mensch, der das nicht tut bzw. muss (z.B. weil ihm alles in den Schoß fällt, weil er delegiert, weil er nicht so stark von Feedback abhängt etc., weil es keine Probleme bzw. Herausforderungen gibt, weil Barrieren, Hürden, Hindernisse fehlen etc.).

 

Ein ganz wesentliches Desaster ist unser aktuelles Bildungssystem, das im Gegensatz zu früher eben keine Vorteile, sondern gemäß Eignungsdiagnostik offensichtlich Nachteile bringt, zumindest in den bereits getesteten Bereichen und Berufen. Liegt dies ggf. daran, dass heute fast jeder studieren will bzw. soll - und damit ein Studium zu einer Art 3-jährigen Ausbildung verkommt?

 

Liegt dies daran, dass praxisbezogenen Ausbildungen bzw. den klassischen Berufsausbildungen immer weniger gesellschaftspolitische Anerkennung gezollt wird? Oder liegt es daran, dass deutsche Bildungspolitik seit einigen Jahren bedenklichen politisch-ideologischen Strömungen folgt? Oder liegt es daran, dass wir - im gesellschaftlichen Kontext betrachtet - allgemein immer dümmer und dümmer "gehalten" werden?

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