Unter "Verleugnung" versteht man einen psychischen (und teils psychiatrisch relevanten) Mechanismus, durch den die Wahrnehmung einer schwer erträglichen Realität abgewehrt werden kann. Ähnlich wie die Selbstwertdienliche Verzerrung zum Schutz bzw. zur Aufrechterhaltung des Selbstwertes basiert die Verleugnung auf dem Wirkungsprinzip der kognitiven Dissonanz-Reduktion.
Der Begriff "Verleugnung" selbst entstammt der Psychoanalyse nach Freud und gehört inzwischen zum allgemeinen Vokabular in der Psychiatrie. Mit "Verleugnung" bezeichnet man einen Abwehrmechanismus, der mit (Ab-)Spaltung und/oder Idealisierung und/oder Projektionen sowie Projektiven Identifikationen einhergeht.
Im Unterschied zur "Verdrängung als Triebabwehr" richtet sich die Verleugnung gegen die äußere Realität. In Bezug auf die eigene Person korreliert "Verleugnung" mit fehlender Einsichtsfähigkeit in eine psychische Störung und mit Widerstand in Bezug auf eine Behandlung. Es kann zur Spaltung und sogenannten "Umkehr" kommen. Doch es handelt sich bei der Verleugnung nicht um ein grundsätzlich pathologisches Phänomen, sondern um eine Option des Seelischen, sich gegen - als unerträglich empfundene und den Selbstwert schädigende - Kognitive Dissonanzen und damit vor Überforderung zu schützen. In der Sozialpsychologie findet der Begriff in der Darstellung der Mechanismen zur Verminderung der Kognitiven Dissonanz nach Leon Festinger Verwendung.
Beim Verleugnen geht geht es um das innere wie äußere Bestreiten von Fakten bzw. um eine Wahrheit, die bestritten, für falsch erklärt oder verneint wird. Eine besondere Form der Verleugnung ist das Konzept der sogenannten Umkehr, wo es um die 1:1-Verdrehung der Realität bzw. von Tatsachen geht und insofern der "Ball" (z.B. eine Diagnose) im übertragenen Sinne "zurückgeworfen" wird, so dass der Patient den Psychiater für krank erklärt, während er sich selbst für gesund bzw. normal hält. Besonders gravierend: Es fehlt die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel. Die Verdrängung der Realität führt zu einer neuen Realität, was im übertragenen Sinne letztendlich zum Realitätsverlust führen kann.
Beobachtet wird insbesondere a) die Verleugnung von übermächtigen Ereignissen mit einer Art Schockwirkung z.B. bei Gewalterfahrungen, Unfällen, Naturkatastrophen, Kriegsereignissen und anderen schweren Belastungen insbesondere bei solchen, die plötzlich einsetzen. b) Ebenso wird die Verleugnung der Realität in Bezug auf das Doppelleben in Fantasiespielen beobachtet. c) "Verleugnung" kann ebenso ein Resultat von Gehirnwäsche (bzw. Gehirnprogrammierung, Hypnose, Suggestionen, geprimte persuasive Rhetorik, kommunikative Gedankenlenkung über hypnotische Sprachmuster, die Implementierung von NLP / PLP-Botschaften und sonstige Manipulationstechniken) sein. Diesbezüglich ist die Verleugnung und Verdrehung der Realität ebenfalls Bestandteil der Psycho-Strategie und Zermürbungs-Methodik des Gaslightings.
d) Ebenso kann die Verleugnung Bestandteil einer fixen (überwertigen) Idee oder einer psychischen Störung (z.B. eines Wahns) sein. Unter anderem tritt die Verleugnung als eine der spezifischen Abwehrmechanismen auf, welche die Borderline-Persönlichkeitsstörung kennzeichneten: Spaltung, Primitive Idealisierung, Frühformen der Projektion (insbesondere die Projektive Identifizierung), Verleugnung sowie Allmacht (Omnipotenz) und Entwertung. Die Verleugnung unterstützt den charakteristischen Spaltungsvorgang, durch den emotional gegensätzliche Bewusstseinsinhalte getrennt gehalten werden.
Im Zusammenhang mit Gewalterfahrungen und psychischen Traumatisierungen wird die Verleugnung als ein oft schwer auflösbarer Mechanismus in der Täter-Opfer-Konstellation beschrieben, der die Betroffenen auch nach Auflösung der direkten Opferkonstellation nachhaltig schädigt. Im Zusammenhang mit Gehirnwäschetechniken (z.B. Gedankenumlenkung wie in bekannter Vater-Sohn-Kurzgeschichte) tritt die Leugnung nicht zeitlich begrenzt, sondern quasi für immer auf. Nur durch ein (mental schmerzhaftes) Schock-Aha-Erlebnis kann das implementierte Programm aufgelöst werden, wobei der Auflösungsprozess unter Umständen sehr lange dauern kann, selbst bei einfachen GW-Techniken. Auffällig ist, dass das Konzept der Verleugnung bei kollektivistischen Persönlichkeiten eher, stärker und anhaltender auftritt als bei Individualisten. Mutmaßlich ursächlich ist der - hier stärker wirkende - Soziale Einfluss (in Verbindung mit dem Effekt der Pluralistischen Ignoranz).
"Verleugnung" korreliert ebenfalls mit dem - durch Gehirn-Parasiten (konkret: Toxoplasma gondii) ausgelösten - Konzept der Freund-Feind-Bild-Verdrehung. Die Toxoplasma Befallenen suchen im masochistischen Sinne die Gefahr. Die Gefahr, die bei Tieren (im Experiment Ratten und Flohkrebse) von Fressfeinden und beim Menschen von anderen Gefahrenquellen (Untersuchung J. Flegr, Professor für Biologie an der Karls Universität in Prag) ausgeht, wird zwar erkannt, aber von der Gefahren-Wertung her schlichtweg negiert und verleugnet, da durch die Wirkung der besagten Parasiten "gut" zu "böse" wird - und "böse" zu "gut".
Ebenso wie das Konzept der "Umkehr", so kennen wir "Verleugnung" ebenfalls in Bezug auf die Ablehnung und Verleugnung von Gott. Als Antreiber für die Verleugnung von Gott gilt der "Antichrist" bzw. das Böse.